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Biographie von Aaron Antonovsky

Antonovsky, geb. 1923 in Brooklyn, USA.

Nach dem Militärdienst im zweiten Weltkrieg schloss Antonovsky sein Soziologiestudium mit dem Grad des Ph. D. (vergleichbar mit dem deutschen Doktortitel) ab. Seine Interessenschwerpunkte waren in dieser Zeit schon Kultur und Persönlichkeit, schichtspezifische Prozesse und ethnische Beziehungen (Antonovsky, 1991).

Mit seiner Frau Helen Antonovsky emigrierte er 1960 nach Jerusalem, Israel und nahm dort eine Stelle am Institut für Angewandte Sozialforschung an. Eher zufällig stieß er hier zur Medizinsoziologie. Er beteiligte sich an verschiedenen Forschungsprojekten, u.a. an einer epidemiologischen Studie über Multiple Sklerose. Die Jahre darauf unterrichtete er in der Abteilung für Sozialmedizin und arbeitete an verschiedenen Forschungsprojekten bezüglich Zusammenhang von Stressfaktoren und Gesundheit bzw. Krankheit.

Antonovsky beschäftigte sich dort u.a. mit Studien von Frauen verschiedener ethnischer Gruppen, über die Auswirkungen  der  Wechseljahre. Einige von ihnen waren Überlebende aus Konzentrationslagern. Wie erwartet, war die Gruppe der ehemalig Inhaftierten signifikant stärker gesundheitlich belastet, als andere Frauen. Doch es fiel ihm auf, dass 29 % dieser  ehemals internierten Frauen sich trotz der extremen Stressoren, denen sie während ihres Lebens ausgesetzt waren, in einem guten psychischen Zustand sahen. Dies führte ihn zu der Fragestellung, was Menschen trotz extremer Belastungen gesund hält, aus der letztlich das Konzept der Salutogenese hervorging  und seine weiteren Forschungsarbeiten bestimmten.

In Anlehnung an Lazarus (1966) begann Antonovsky ein Stresskonzept zu vertreten, in dem Stressoren nicht mehr als grundsätzlich krankmachend gesehen wurden, sondern als Stimuli, die einen Zustand der Anspannung auslösen, ohne dass dies unbedingt zu Stress führen muss. Damit vollzog sich der Wechsel von den sozialepidemiologischen Forschungsinteressen Antonovskys hin zu einer psychologischen Fragestellung nach individuellen Verarbeitungsmustern angesichts von Anspannungszuständen. In diesem Zusammenhang hatte Antonovsky auch die Vorstellung einer spezifischen Wirkung von Stressoren verworfen und vertrat die Auffassung, dass die Art der Erkrankung von einer individuellen dispositionellen Vulnerabilität (überdauernde Verletzlichkeit) bestimmt wird und nicht von dem Profil der belastenden Einflüsse.

Das Konzept der Salutogenese entwickelte Antonovsky während der 1970er Jahre und erregte 1979 große Aufmerksamkeit mit der Veröffentlichung seines Buches Health, stress, and coping. Er veröffentliche viele theoretische und empirische Arbeiten zum Konzept der Salutogenese.

Neben seiner Forschungstätigkeit war Antonovsky ab 1972 am Aufbau einer gemeindeorientierten medizinischen Fakultät in Beer Sheva, Israel beteiligt. Zwei Gastprofessuren führten ihn 1977/78 und 1983/84 wieder in die USA.
Er verstarb am  7. Juli 1994 in Beerscheba, im Alter von 71 Jahren.